Martina Künsberg Sarre
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Für die beste Bildung von Anfang an sorgen
Der Kindergarten und die Kleinkinderbetreuung sind die ersten Bildungseinrichtungen und müssen auch als solche behandelt werden. Denn die Elementarbildung legt einen wichtigen Grundstein für die spätere schulische und berufliche Laufbahn.
Für uns NEOS steht fest: Faire Bildungschancen sind eine Ressourcenfrage. Jeder Euro, den wir in Elementarbildung investieren, macht sich später bezahlt: durch mehr Chancen für jedes Kind und durch geringere Aufwendungen für Sprachförderung, Nachhilfeunterricht und Sozialleistungen. Es lohnt sich, eine Qualitätsoffensive für den Kindergarten zu starten! Die Kleinsten verdienen die meiste Aufmerksamkeit!
Für die beste Bildung von Anfang an brauchen wir aber nicht nur mehr Investitionen, sondern auch klare Qualitätsstandards und Zuständigkeiten, einen besseren Betreuungsschlüssel und Reformen bei der Ausbildung von Elementarpädagog:innen.
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Österreichs Ausgaben für die Elementarbildung liegen unter dem EU-Schnitt und weit unter dem Niveau skandinavischer Länder - dabei entfaltet der Kindergarten als erste Bildungseinrichtung die größte Hebelwirkung zur Chancengerechtigkeit.
Wie gut elementarpädagogische Einrichtungen ihre Aufgabe erfüllen können, hängt wesentlich von der Ausbildung der Pädagog:innen und von der Gruppengröße ab. Es braucht ausreichend Ressourcen, um jedes einzelne Kind aufmerksam beobachten und gezielt fördern zu können. Während in Schweden durchschnittlich 6 Kinder auf 1 Pädagog:in kommen und im OECD-Schnitt 14 Kinder, sind es in Österreich bis zu 25. Auch bundesweit einheitliche Qualitätsstandards und Anforderungen an die Ausbildung des Kindergartenpersonals sucht man bislang vergebens. Dabei müsste es für ein Kind egal sein, ob es in Villach, Dornbirn oder im Marchfeld wohnt.
Rund zwei Drittel der Kindergärten haben täglich weniger als acht Stunden geöffnet, immer noch gibt es Einrichtungen, die nicht an allen Wochentagen Betreuung anbieten. In den meisten Fällen sind die Öffnungszeiten mit einer Vollzeitbeschäftigung beider Elternteile kaum vereinbar. Insbesondere für Ein- bis Dreijährige fehlen flächendeckende Angebote, v.a. im ländlichen Raum.
Zuständig sind alle, verantwortlich niemand. Beim Kindergarten reden alle mit. Es gibt keine bundesweiten Regeln, die Gesetze zur Kinderbetreuung sind Ländersache. Betrieben werden die meisten Kindergärten von den Gemeinden, mit Pädagog:innen, die der Bund ausbildet. Das führt dazu, dass viele Seiten Wünsche und Forderungen haben, aber niemand durchgreifen und Ideen umsetzen kann.
Für viele Eltern beginnt die Suche nach einem Kinderbetreuungsplatz schon vor der Geburt. Künftig soll es deshalb für alle Kinder ab dem ersten Geburtstag einen Rechtsanspruch auf einen hochwertigen Betreuungsplatz geben, der die Erwerbstätigkeit beider Elternteile ermöglicht. Das setzt auch flächendeckende Angebote und eine Ausweitung bisheriger Öffnungszeiten voraus.
Um die Qualität der Elementarbildung zu erhöhen, müssen wir die Gruppengrößen verringern und den Fachkraft-Kind-Schlüssel erhöhen. Da sich die Situation in den Kindergärten nicht schlagartig von heute auf morgen verändern kann, schlagen wir einen verbindlichen Stufenplan vor, der binnen 15 Jahren unser Ziel erreicht: Kleinere Gruppen und mehr qualifiziertes Personal in jeder Gruppe. Dieser Qualitäts-Boost macht es möglich, auf jedes einzelne Kind besser eingehen zu können.
Elementarpädagog:innen prägen unsere Kinder und gestalten mit, wie sie ihre Umwelt kennenlernen. Als Traumberuf gilt der Job derzeit aber nicht. Um genügend Fachkräfte für diese wichtige Aufgabe zu bekommen, müssen wir dringend die Rahmenbedingungen für Elementarpädagog:innen verbessern. Das schließt Ausbildung und Bezahlung ebenso ein wie bessere Arbeitsbedingungen durch kleinere Gruppen, bezahlte Vorbereitungszeiten, Weiterbildung, professionelles Personalmanagement und Informationsoffensiven für ein besseres gesellschaftliches Image. Wir brauchen die Besten für die Kleinsten – und dafür muss es attraktiv sein, im Kindergarten zu arbeiten.
Durch unser transparentes System der sozialindexbasierten Finanzierung folgt das Geld dem Kind und dessen Bedürfnissen. Unser Konzept ist ganz einfach: Je mehr Kinder in einem Kindergarten sind und je mehr besondere Bedürfnisse diese Kinder haben, desto mehr Geld gibt es. Am Land unterstützt dieses System einen zügigen Ausbau des Angebots, damit auch in kleineren Gemeinde Familie und Beruf vereinbar werden. In Städten mit größeren sozialen Herausforderungen und Sprachenvielfalt ermöglicht es, dass jedes Kind die Förderung bekommt, die es braucht um gut für die weitere Bildungslaufbahn und das Leben in Österreich gerüstet zu sein. Klare Qualitätsstandards schaffen zudem nachvollziehbare Vorgaben und Orientierung für Pädagog:innen und Eltern. Deshalb unterstützen wir auch die Einführung europäischer Qualitätskriterien für Kindergärten.